​​So findest du als Mama einen familienfreundlichen Arbeitgeber. 5 Merkmale, die du bei der Jobsuche nutzen kannst

​​Mütter und Väter legen bei der Jobsuche einen entscheidenden zusätzlichen Maßstab an im Vergleich zu Menschen, die keine Kinder haben: sie möchten in einem Unternehmen arbeiten, das familienfreundlich ist. Das bedeutet im Jobkontext, dass es möglich ​sein soll, Arbeit und Familie gut unter einen Hut bringen zu können.

Familienfreundlichkeit zeigt sich bei einem Arbeitgeber über zwei Schienen:
Zum einen in der Unternehmenskultur, also in Denkweise und Einstellung der Führungspersonen und Mitarbeiter zum Thema Vereinbarkeit.
Zum anderen darin, welche konkreten Maßnahmen ergriffen werden, um es Müttern und Vätern einfacher zu machen, ihren Job und das Familienleben unter einen Hut zu bekommen.

Es gibt schon sehr viele Unternehmen, die begriffen haben, wie wichtig es ist, Working Mums und Working Dads Optionen zu bieten. Insgesamt bewegt sich der moderne Arbeitsmarkt immer weiter in Richtung der Modern Work Konzepte, die viel flexibler sind. Das sind Arbeitgeber, die wissen, dass, wenn sie den Bedürfnissen ihrer Arbeitnehmer entgegen kommen, sie im Gegenzug loyale, langjährige und sehr motivierte Mitarbeiter bekommen, die wirklich Lust haben bei ihnen zu arbeiten.

Auf der anderen Seite gibt es leider auch die Kehrseite, nämlich Unternehmen, die sich in diesem War of Talent zwar abheben wollen, aber nicht halten können was sie versprechen. D.h. viele Unternehmen bemerken in einigen Branchen schon den Fachkräftemangel, in anderen Branchen steht er bevor. Das führt dazu, dass Themen der Familienfreundlichkeit auch Richtung Marketing und Außendarstellung genutzt werden, um für neue Mitarbeiter zu werben. Es ist wichtig, anhand bestimmter Kennzeichen zu schauen, ob sich das, was nach außen angepriesen wird auch innen bewahrheitet.
​Während meiner ​Zeit als Recruiterin sind oft Menschen zu mir gekommen, die kurz nach einem Jobwechsel wieder auf der Suche nach einer neuen Arbeit waren, einfach weil ihr Arbeitgeber nicht hat ​einhalten können, was er zuvor versprochen hatte.

Wenn du auf der Suche nach einem familienfreundlichen Unternehmen bist, gibt es im Vorfeld bestimme Kennzeichen, auf die du achten kannst.

Vorab sei gesagt: Du kannst dich natürlich auf alle Fälle trotzdem auf Stellen bewerben die auf den ersten Blick nicht so familienfreundlich aussehen, auch wenn du das Gefühl hast, dass bestimmte ​Kriterien nicht erfüllt sind. Im Endeffekt muss man die Themen immer im persönlichen Gespräch klären – aber wenn du im Vorfeld weißt, worauf du achten kannst, hast du schon konkrete Anhaltspunkte bei denen du nachhaken kannst.

Die Bereiche, die du vorher gut abklopfen kannst sind:
​Stellenanzeigen, Außenauftritt, Social Media, Onlinebewertungsportale und Siegel und Auszeichnungen.

Wir gehen sie hier im Einzelnen durch.

1. Stellenanzeigen

​Hier kannst du sehen, welche Begriffe verwendet werden und worauf sie schließen lassen. Es gibt z.B. „Antiwörter“ für Familienmenschen. Begriffe wie hohe Einsatzbereitschaft, Belastbarkeit, ​Durchsetzungsfähigkeit, dynamisch sein,… lassen eher darauf schließen, dass sehr viel und hart gearbeitet wird und man eher ein dickes Fell braucht um sich zu beweisen. Wenn in der Anzeige die üblichen Sozialleistungen aufgeführt werden, zeigt das nicht gerade die Bereitschaft, über den Standard hinaus Leistungen anzubieten.

Wird Reisebereitschaft gefordert, bedeutet das, dass regelmäßige und auch längere und weitere Dienstreisen unternommen werden müssen.

Flexible Arbeitszeiten sollen möglich sein? Da solltest du in jedem Fall genau nachfragen: gibt es eine Kernzeit? Ist Arbeit im Homeoffice möglich? Oder ist es egal wann du arbeitest, Hauptsache das Ergebnis stimmt?

Es ist übrigens kein k.o.-Kriterium, wenn in der Stellenbeschreibung der Hinweis auf Vollzeit steht. Es macht Sinn sich trotzdem zu bewerben, denn erfahrungsgemäß gibt es einige Lösungsmöglichkeiten, wie ein Vollzeitjob auch in Teilzeit umgewandelt werden kann, wenn grundsätzliches Interesse von beiden Seiten besteht.

2. Außenauftritt

Schaue dir auf jeden Fall auch den Außenauftritt des Arbeitgebers an – über die Homepage, über Zeitungsartikel und auch auf Job- und Recruitingmessen. Wie präsentiert sich das Unternehmen? Wird das Thema Familie und Beruf aufgegriffen? Gibt es einen Hinweis auf eine Betriebskita oder eine finanzielle Unterstützung des Betreuungsplatzes? Werden irgendwo familienfreundliche Arbeitsmodelle erwähnt (Flexibilität, Teilzeit, Homeoffice)? Wie wird mit Work-Life-Balance umgegangen? Gibt es ein Eltern-Buddy-Konzept, wo Mütter und Väter sich untereinander austauschen und unterstützen können? Was sind die Anlaufstellen für Mütter und wer sind die Ansprechpartner? Wird das Thema ausgelagert, unter den Teppich gekehrt oder ernst genommen? Besteht eine Kooperation mit einem Familienservice, z.B. PME?

Es ist total viel wert, auf Job- oder Recruitingmessen Kontakt aufzunehmen und genau solche Fragen zu stellen. Auf diesen Messen sind Unternehmen im Recruiting-Fieber und geben wirklich gerne Auskunft, und du bekommst anhand der Mitarbeiter, die du dort triffst, gleich ein Gefühl für die Unternehmenskultur.

3. Social Media

​​Die Social Media Präsenz ist inzwischen auch ein super Tool, um einen Eindruck von einem Arbeitgeber zu bekommen. Vor allen Dingen die Business-Netzwerke XING und LinkedIn, aber auch Facebook geben wirklich guten Aufschluss.
Bei XING und LinkedIn kannst du dir beispielsweise anzeigen lassen, welche Mitarbeiter bei einem Arbeitgeber arbeiten. Gibt es da noch mehr Mütter/Väter? Was sind deren Tätigkeiten dort? Auf smarte Art und Weise lohnt es sich ​manchmal auch​ Kontakt aufzunehmen, ohne allerdings den Eindruck zu erwecken, jemanden auszuhorchen zu wollen.
Sehr viele Unternehmen haben inzwischen eine eigene Facebook-Seite, in der Infos geteilt werden, aber auch auf Fragen eingegangen wird. Was wird dort besprochen und diskutiert? ​Hier hast du auch selbst ​die die Möglichkeit, Fragen zu stellen – eine gute Frage in einem guten Kontext, professionell formuliert, wird in der Regel gerne auch ausführlich beantwortet.

4. Onlinebewertungsportale

​Bewertungsportale wie z.B. Kununu sind etwas mit Vorsicht zu genießen. Oft ist der Eindruck den man dort gewinnt eher einseitig, weil ​vermehrt unzufriedene Leute hinein schreiben, die anonym mal Dampf ablassen wollen. Diese Beiträge sind nicht besonders repräsentativ. Trotzdem kann man einiges daraus ableiten: Entscheidend ist, wie das Unternehmen auf die Kritik reagiert. Wird überhaupt geantwortet? Und wenn ja, ist die Antwort respektvoll? Konstruktiv? Wertschätzend? ​Achtung auch, wenn bei den Bewertungen eine Art Muster erkennbar ist, weil diese z.B. ausnahmslos positiv und unkritisch geschrieben sind. Da darf man sich dann auch die Frage stellen, was genau dahinter steckt und solche Bewertungen ebenfalls eher mit Vorsicht genießen. Das wichtigste ist definitiv, sich ein eigenes Bild zu machen. Onlineportale sind sinnvoll, um Anhaltspunkte zu bekommen, aber letztlich auch nicht mehr und nicht weniger.

​5. Siegel und Auszeichnungen​

Es gibt für Unternehmen die Möglichkeit, sich von externen Organisationen hinsichtlich ihrer Familienfreundlichkeit bewerten zu lassen. Wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind, erhalten sie ein Siegel oder eine Auszeichnung, mit der auch von außen sichtbar ist, dass sie ein familienfreundliches Unternehmen sind.
Die bekanntesten Siegel für Familienfreundlichkeit sind:
audit berufundfamilie, Familienfreundlicher Arbeitgeber und Erfolgsfaktor Familie.
audit berufundfamilie: es werden Unternehmen unterstützt und begleitet, die sich familienbewusst aufstellen möchten. Kriterien sind u.a. Arbeitszeit, Arbeitsort, Personalentwicklung, Zusatzleistungen für Familien etc. Unternehmen mit diesem Siegel haben ein Bewusstsein für Vereinbarkeit von Familie und Beruf erkannt und arbeiten mit Experten daran, gute Lösungen für alle Beteiligten zu finden. Bisher sind mehr als 1000 Unternehmen zertifiziert. Eine Liste der Zertifikatsträger findest du direkt auf der Webseite .

Familienfreundlicher Arbeitgeber von der Bertelsmann Stiftung: Das Haupttool ist eine Mitarbeiterbefragung zur Familienfreundlichkeit. Das Zertifikat ist 3 Jahre gültig. Eine Auflistung der bisher ca. 200 Unternehmen findest du hier.

Erfolgsfaktor Familie ist eine Initiative vom Bundesfamilienministerium. Es werden alle 4 Jahre die familienfreundlichsten Arbeitgeber ausgezeichnet. Hier findest du die Auflistung der Gewinner und auch der Endrundenteilnehmer. Es gibt auch ein Erfolgsfaktor Familie Netzwerk für Unternehmen, die sich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf engagieren mit fast 7000 Teilnehmern .

Du siehst also, es gibt eine ganze Menge Anhaltspunkte, an denen du dich bei der Jobsuche orientieren kannst, die dir zumindest einen soliden ersten Eindruck verschaffen. Im Endeffekt ist es wichtig, einen smarten Weg zu finden, die Themen im Bewerbungsgespräch anzusprechen, und vor allen Dingen auch vereinbarte Dinge vertraglich aufzunehmen.

​​Ich wünsche dir viel Erfolg beim Bewerben.

Teile gerne deine Erfahrungen mit familienfreundlichen (oder -unfreundlichen) Arbeitgebern in unserer Facebook-Gruppe. Mich würde sehr interessieren, was du dabei erlebt hast.

Hier gibt es Hilfestellung und Austausch:

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Weitere Unterstützung:

Wenn du anderweitige Unterstützung bei deinem Wiedereinstieg, oder auch bei einem Jobwechsel, beim Orientieren oder Bewerben brauchst, dann schreibe mir gerne eine E-Mail an johanna@mumsinbusiness.de – in einem ersten kostenlosen Gespräch kannst du mir erzählen, wobei du Unterstützung brauchst und wir können überlegen, wie ich dir helfen kann.

Du hörst lieber als dass du liest?

Hier geht es zum Mütter zurück im Job-Podcast. Wenn du die Inhalte, über die ich hier auf dem Blog schreibe, lieber hören möchtest, dann kannst du das hier machen. Die Episoden dauern zwischen 15 und 30 Minuten und sind perfekt, um sie ​während des Haushalt-machens oder beim Spaziergang zu hören.

Dir wünsche ich jetzt eine schöne Woche und bis ​bald​,